Der* mich Hütende. Bibelhebräisches zu Psalm 23

In dieser Woche ist die Erwachsenenbildung dran mit "INSTA-Dienst". Das heißt: Möglichst jeden Tag gilt es, eine Beitrag zu verfassen für den Instagram-Kanal des Ev. Kirchenkreises Siegen. Kredenzt werden diesmal Lernhäppchen aus dem Hebräischkurs zu Psalm 23 ("Der Herr ist mein Hirte"). Wer nicht auf Instagram ist, kann hier ein bisschen mit lesen. 

von Heike Dreisbach

Meine Arbeit als Erwachsenenbildungsreferentin hat einen Riesenvorteil: Ganz oft habe ich die Chance, selbst nach Herzenslust mit zu lernen. Als Gemeindepädagogin "musste" ich während meiner Ausbildung die biblischen Sprachen nicht lernen. Aber es verbietet einem schließlich niemand, sich darin weiterzubilden. So bin ich im Hebräischkurs in Kooperation mit der Ev. Studierendengemeinde Siegen selbst begeisterte Mitlernende. Unter der Leitung von Pfr. Ralph van Doorn gehen wir nach der ganzheitlichen Methode des bereits verstorbenen Bochumer Alttestamentlers, Judaisten und Hebraisten Prof. Dr. Dieter Vetter vor (siehe auch hier: Staunen und Lernen). 

Zuletzt haben wir uns Psalm 23 vorgenommen. Den sicherlich bekannsten Psalm überhaupt. Hier kannst Du Dir die tröstlichen Worte im Originalwortlaut anhören.  

Aber nun zu Vers 1, dem Insta-Post von heute:

 
"Adonai roi. Lo ächsar."

Im Deutschen besteht ein Satz in der Regel aus Subjekt, Prädikat und Objekt. 

Im Hebräischen ist das Prädikat nicht immer notwendig. Wie hier in diesem Fall. 

Solchen so genannten Partizipialkonstruktionen ist eine ausgesprochene Unbedingtheit eigen. 

 

"Der mich Hütende"

 ER* war es, ER* ist es und ER* wird es immer sein. 

 

"Mir mangelts nicht"

Die uralte menschliche Angst davor, zu kurz zu kommen. Hier wird sie gestillt werden. Die Präformativform bekräftigt es: So wird es sein. Ganz sicher! 

 

Zum *: 

JHWH, der Gottesname ist in Psalm 23,1 Satzsubjekt. Im Judentum wird der Gottesname nicht ausgesprochen. Weil Gott ein unaussprechliches Geheimnis ist, in das wir Menschen nicht hineingreifen dürfen. Ersatzweise gelesen wird anstelle von JHWH entweder HaSchem (der Name). Oder Adonai ("meine Herren" - in dieser Form allerdings Gott allein vorbehalten). Nun ist Gott kein Mann (siehe z.B. Hosea 11,9). Und auch keine Frau. Obwohl die Bibel durchaus weibliche Bilder für Gott verwendet (z.B. Jesaja 66, 13). Die Idee, Gottes Name bewusst nicht auszusprechen hat also sehr viel für sich. 

 

PS.: Falls Du auf den Geschmack kommen solltest oder Fragen hast: melde Dich! Am besten per Mail an: heike.dreisbach@kirchenkreis-siegen. Denn: Im Herbst geht es weiter mit Hebräisch. Und mit biblischem Griechisch starten wir erstmals, in bewährter Kooperation mit der Ev. Studierendengemeinde Siegen. Mehr Infos findest Du im Online Kalender der Erwachsenenbildung.

 

Kommentare