Trost und Mut. Mit Erzählfiguren durch die Passionszeit

Während der Passionszeit lädt die Ev. Christus-Kirchengemeinde Siegen ein in einen Raum der Stille. Anhand von sieben Stationen, kunstvoll gestaltet mit biblischen Erzählfiguren, wird der Leidensweg von Jesus dargestellt.

 


Der Raum der Stille kann von Einzelpersonen oder Familien nach telefonischer Voranmeldung besucht werden (Näheres: siehe unten). 

Auf diesem Blog werden wir in den nächsten Wochen immer wieder einzelne Szenen betrachten und auf diese Weise dort ebenfalls zu Gast sein.  

Vielen Dank für die Möglichkeit zur Kooperation! 

 

Den Raum eingerichtet hat Cathrin Röcher, Gemeindesekretärin der Ev. Christuskirchengemeinde und langjährige Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit. 

Von ihr stammt auch die Textzusammenstellung, einen Teil der Texte hat sie selbst verfasst.

 

In der Einleitung schreibt sie:

"Manchmal mag uns Unruhe erfassen über die vielen Fragen und Unabsehbarkeiten, die uns das Leben nun zusätzlich mit der Pandemie vor die Füße legt. Umbrüche und das Gefühl des „Alleinseins“ oder auch das Gefühl der Überforderung begleiten uns immer wieder. Da wächst die Sehnsucht nach einem Ruhepunkt; nach der Vergewisserung, dass wir in all dem nicht „allein“ sind. Vielleicht wächst auch die Sehnsucht nach einem Ort um Fragen, Zweifel, Ängste und Sorgen, Traurigkeit – womöglich auch Wut – loszulassen, neue Orientierung zu finden oder Dankbarkeit zu äußern.

Wie mag es Jesus am Ende seines Lebensweges ergangen sein? 

Wo liegt da für uns Trost und Mut Machendes? 

Die Passionszeit will unseren Blick schärfen, in dem sie erinnert: 

Es gibt das österliche Licht am Ende des Tunnels. 

In diesem Jahr sind dieser Erinnerung die Texte des Lukasevangeliums zu Grunde gelegt...

Im Wahrnehmen dieser Szenen laden wir Sie ein: 

Zu erinnern und das, was Sie in Ihrem Inneren bewegt, loszulassen".


Die erste Station im Raum der Stille ist die Abendmahlsszene. Beziehungsweise die Szene, die dem eigentlichen Mahl vorausgeht: 

Ein letztes Gespräch zwischen Judas und Jesus

Die Szene wird begleitet von diesen Texten:

Aus dem Lukasevangelium (Lukas 22, 1 - 6)

"Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passah heißt. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töten könnten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk.

Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihnen Jesus überantworten könnte. Und sie wurden froh und kamen überein, ihm Geld zu geben. Und er sagte es zu und suchte eine Gelegenheit, dass er ihn an sie ausliefere ohne Aufsehen".

Zu: "Satan": Siehe auch 1. Mose 3, 1 - 24 (aktiver Link, der zum Bibeltext führt)

 

Aus Psalm 6

Ein Psalm Davids, vorzusingen, beim Saitenspiel auf acht Saiten.


2
Ach, HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn

und züchtige mich nicht in deinem Grimm!


3 HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach;

heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken

4 und meine Seele ist sehr erschrocken.

Ach du, HERR, wie lange!

5 Wende dich, HERR, und errette meine Seele,

hilf mir um deiner Güte willen!

6 Denn im Tode gedenkt man deiner nicht;

wer wird dir bei den Toten danken?

7 Ich bin so müde vom Seufzen; /

ich schwemme mein Bett die ganze Nacht

und netze mit meinen Tränen mein Lager.

8 Mein Auge ist trüb geworden vor Gram

und matt, weil meiner Bedränger so viele sind.

9 Weichet von mir, alle Übeltäter;

denn der HERR hört mein Weinen.

10 Der HERR hört mein Flehen;

mein Gebet nimmt der HERR an.

11 Es müssen alle meine Feinde zuschanden werden und sehr erschrecken;

sie müssen weichen und zuschanden werden plötzlich.



Judas

Manchmal kannst du 
deine Ohnmacht nicht mehr ertragen
 

ungeduldig erwartest du die Veränderung
Du bist ein Kämpfer
des Kämpfens müde?
 
Deine Vorstellungen
Deine Träume
versperren Dir den Blick
 
Bist du noch frei
zu fragen
 
Jesus
was willst Du?



Jesus

Retter

Messias


menschgewordene Liebe Gottes
 
Jesus
Du siehst mit den Augen der Liebe
Du kämpfst
mit den Waffen der Liebe
Woher nimmst Du die Kraft?
 
Immer wieder suchst Du die Nähe
Deines himmlischen Vaters
das Gespräch
die Auseinandersetzung
Wegweisung
 
Jesus
Du trägst das Kreuz
befreist mich
zeigst mir die Liebe Gottes
 
und schenkst mir das 
Du und Du
zwischen
Gott und Mensch

(Cathrin Röcher)


Zum Tiefergraben:

Ihr seid fasziniert von den, von Cathrin Röcher selbst gefertigten Erzählfiguren und möchtet mehr über die Tradition dieser Art der Figurenherstellung wissen? 

Auf der Internetseite des Vereins LEA-Erzählfiguren erfahrt Ihr mehr über diese lebendige Tradition. Außerdem könnt Ihr Euch Fotos von weiteren, anderenorts zusammengestellten Szenen anschauen und per Video sogar zusehen, wie die Figuren hergestellt werden. Im Ev. Kirchenkreis Siegen gibt es neben Cathrin Röcher eine ganze Reihen weiterer Erzählfiguren-Künstlerinnen. 

Vorsitzende von LEA ist Sibylle Wahl, eine unserer beiden synodalen Beauftragten für den Kindergottesdienst. Sie steht für Fragen gerne zur Verfügung und vermittelt Kontakt zu Kursen (nach Corona) und zu anderen Aktiven der Erzählfiguren-Szene.
 
Sibylle Wahl,  Burbach, Telefon: 02736-448791 E-Mail: wahlsibylle@aol.com  
LEA - Erzählfiguren e.V.     Lebendig Erzählen Ausdrücken (Aktiver Link, einfach anklicken)

Vielleicht hat der eine oder die andere von Euch schon andere Ausstellungen mit Erzählfiguren gesehen oder ist sogar selbst aktiv mit diesen Figuren befasst?

 Schreibt uns Eure Erfahrungen mit Erzählfiguren in die Kommentare. 

Hier im Blog oder bei Facebook oder per E-Mail: heike.dreisbach@kirchenkreis-siegen.de


Informationen zum Raum der Stille:

Die Ev. Christus-Kirchengemeinde lädt Euch herzlich ein, den Raum der Stille zu besuchen.

Zu unser aller Schutz – in Zeiten der Pandemie gelten dabei folgende Regeln:

Ihr dürft in diesem Raum alleine sein, mit einem Partner*in oder als Familie. Eine telefonische Terminabsprache ist nötig.

Ein Besuch ist möglich:

Vom 21.02. bis zum 12.03. im Gemeindezentrum Christuskirche, Obenstruthstraße 8 a, 57072 Siegen
Vom 14.03. bis zum 02.04. in der Ev. Begegnungsstätte, Im Samelsfeld 37, 57072 Siegen - Achenbach
 

Jeweils dienstags, freitags und sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr nach telefonischer Terminvereinbarung über das Gemeindebüro (Di. + Fr. 0271/339767)

 

 

 

 

Kommentare

  1. Leider musste ich den Blog wegen technischer Schwierigkeiten noch einmal komplett neu aufsetzen. Da es sehr schade wäre um Eure Kommentare, kopiere ich sie und veröffentliche sie auf diese Weise noch einmal in dieser Form.

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  2. "Lernender" kommentierte auf der ersten Blogversion am 27.02.2021 um 10:45 Uhr:

    Ich wünsche dem Projekt Gottes Segen! Keine Frage: Viele der rettenden Geschichten, die von Jesu Sterben und von Gottes Treue handeln, sind nur noch wenigen Menschen bekannt. Das ist eine Katastrophe, da ja rettende Perspektiven für das Leben geradezu verdunsten.
    Wie gut, dass "Leben. Lernen. Weitergehen" an dieser Stelle ein so schönes Gegengewicht setzt.
    Ich weiß auf jeden Fall, dass ich mich in den nächsten Wochen auf diese besondere Form der persönlichen Passionsandachten freue. Sehr sogar! Der besondere Adventskalender 2020 wurde mir von Tag zu Tag wichtiger und trug mich durch diese krasse Zeit der Vereinzelung. Darauf hoffe ich auch für die nächsten Wochen.
    Denn wenn Kirche und Gesellschaft etwas ganz dringend brauchen (und damit auch ich als einzelner Mensch), dann sind es doch wohl Zeit, Raum und Ruhe, in denen die so schweren Fragen überhaupt aufkommen können (und dürfen). Und dann ausgehalten, bedacht, beweint werden können (und dürfen).
    Ich glaube zutiefst: Es reicht nicht zu sagen, so etwas tue ja einfach gut. Gut, wenn es das tut! Aber wer die Passionstexte wahrnimmt, sich in sie hineinziehen lässt, sie ins eigene Leben und in das der Gemeinde zieht, kommt um so etwas wie Erschütterung nicht drum rum.
    Erschütterung? Worüber?
    Hier lauert ein schlimmes Mißverständnis. Als gehe es darum, dass ich mich immer schlecht und schuldig fühlen muss und sogar so etwas wie ein "sadistisches Gewissen" entwickeln müsste...
    An dieser Stelle hat die Geschichte der persönlichen Frömmigkeit vielen Menschen absolut nicht gut getan. Dann ganz sicher nicht, wenn mit den Passionsgeschichten so etwas wie eine "schwarze Pädagogik" verknüpft wurde (vergleiche Tilmann Moser, Gottesvergiftung und den Film "Das weiße Band").
    Es ist erschütternd, wahrzunehmen, wie sehr Menschen durch eine brutal verengte Verkündigung der Passionsgeschichte(n) deformiert wurden. Ich weiß es, denn ich wurde als sehr junger Mensch ein Opfer dieses Treibens. Jedes Gefühl von Widerspruch, jede aufkeimende jugendliche Lust wurde sozusagen zu einem weiteren Nagel, den ich - weil ich böse und von Grund auf verdorben bin - in den Herrn Jesus getrieben habe.

    Ein Teil der Erschütterung, die notwendig ist, kommt also durch die Erkenntnis, dass "man" die Passionsgeschichte radikal auf den einzelnen Menschen hin ausrichtete. Nur auf den Einzelnen sozusagen den brennenden Laserstrahl ausrichtete.
    Natürlich habe ich damit zu tun... Aber als Teil einer Gemeinschaft, die dazu in der Lage ist, den Herrn der Welt preiszugeben.
    Diese Balance zwischen der Gemeinschaft und dem Einzelnen bezeugen alle Passionsgeschichten. Sie zu zerstören - ist eine geistliche Katastrophe, die dazu führte, dass viele Menschen gar nichts mehr mit dem "Kram" anfangen können.

    Erschütterung?

    Ich möchte mich erschüttern lassen:
    - über die Art und Weise, wie wir im reichen Westen mit Gottes guter Schöpfung umgehen...
    - über die fehlende Empathie angesichts zum Himmel schreiender Armut so vieler Menschen, die wir systemisch klein halten, damit wir billige Wahren einkaufen können...
    - über einen sich schon wieder einnistenden Nationalismus, der ein irres, homogenes "Wirgefühl" konstruiert, in dem Menschen, die nicht vermeintlich germanischen Ursprungs sind, automatisch ausgeschlossen sind...
    - über Gottesbilder, die Gottes Traum von der Versöhnung des Kosmos mit sich - Gott - selber (2. Korinther 5,19) mit Füßen treten...

    Erschütterung des eigenen Selbst als Teil eines größeren Ganzen (Paulus redet vom Kosmos!!) bedarf eines Raumes, in dem ich mir/wir uns in Ruhe und in Freiheit begegnen können.

    Diesen Raum stellt "Leben. Lernen. Weitergehen" bereit. Danke!!

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  3. "Lernende" kommentierte am 27.02.21 um 21:50 Uhr:

    Danke für diesen guten Beitrag. Auch ich möchte mich erschüttern lassen - und das nicht nur individualistisch, denn ich lese bereits seit 10 Tagen Passionstexte - und frue mich über den Austausch mit anderen Lernenden. Denn wir lernen ein Leben lang, auch in unserem Glaubensleben!

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    1. Wunderbar: "wir lernen ein Leben lang"... Im Talmud (das Wort heißt eigentlich "Lernen") findet sich eine schöne Stelle, die diesen Gedanken aufnimmt: "Wer nicht weiter lernt, stirbt ab"... (Sprüche der Väter, 1,13). Das neutestamentliche Wort "Jünger:in" meint ja im Ursprung eben dies: Lernend unterwegs zu sein, die Bibel (hier das sog. AT) in der Blickrichtung Jesu zu lernen, zu bewahren und zu bewähren.
      Das wäre dann in der Sprache der Bibel und der nachbiblischen jüdischen Tradition: TALMID.

      L - M - D sind im Hebräischen drei Konsonanten, die die Idee transportieren, dass Lernen und Lehren überlebenswichtige Vorgänge für Gottes Volk und für die Gemeinde Jesu sind.

      Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Zeiten der Krise (gewiss auch gute Zeiten) segensreich nutzten, wenn wir wieder und wieder lernten, zu lernen.

      Woher sonst könnten innere Kräfte kommen? Eine Resilienz, die dazu in der Lage ist, den Kampf ums Vertrauen aufzunehmen?

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