Aus der Knechtschaft befreit - mit Erzählfiguren durch die Passionszeit

In diesem Beitrag zur Passionsausstellung der Ev. Christus-Kirchengemeinde Siegen geht es um das letzte Abendessen von Jesus im Kreis seiner engsten Vertrauten. Im Lukasevangelium wird es als Sedermahl geschildert. Mit dem Sederabend beginnt das Pessachfest, das Fest, bei dem Jüdinnen und Juden sich an die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnern. 

 

Pesach und Abendmahl

Unser christliches Abendmahl ist tief verwurzelt in der jüdischen Glaubenstraditon. Eine Verwurzelung, die durch die Abendmahlspraxis der Kirche leider schon recht früh von anderen kulturellen Einflüssen überlagert und verschleiert wurde.

Die (Wieder)entdeckung der Befreiungsgeschichte, die im Abendmahl enthalten ist, hilft Christinnen und Christen dabei, die spirituelle Tiefe des Abendmahls neu zu entdecken.

In der Abendmahlsszene der Passionsausstellung mit Erzählfiguren soll der Zusammenhang zwischen dem Pessachfest und dem christlichen Abendmahl nachvollziehbar gemacht werden. In der Hoffnung, dass sich auf diese Weise (neue) Verstehensmöglichkeiten erschließen. 

 

Cathrin Röcher, Gemeindesekretärin der Ev. Christus-Kirchengemeinde, langjährige Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit und Gestalterin der Ausstellung schreibt in ihrem Begleittext zur Abendmahlsszene:

"Der Passionsweg beginnt mit dem Verrat des Judas.

Punktuell skizzieren die folgenden Szenen den Weg nach Golgatha. 

Einige Textausschnitte dienen als Wegbegleiter. 

Alle mit den Figuren dargestellten Personen waren Juden. 

Bis auf Pontius Pilatus – der römischer Statthalter und damit Vertreter der höchsten politischen/gerichtlichen Instanz im damaligen Israel war. 

Alle jüdischen Männer müssten Kippa (siehe unten) tragen. Darauf habe ich verzichtet.  

Stellvertretend dafür trägt nur Jesus eine Kippa, damit deutlich wird, dass Jesus vom Anfang bis zum Ende seines Lebens Jude war.   

Jesus geht mit seinen Jüngern nach Jerusalem, um dort das Passahfest zu feiern. 

Das Passahfest erinnert an die Befreiung aus Ägypten – Befreiung aus der Knechtschaft. 

 

Im Motiv der Befreiung aus der Enge begegnen Gottes Schöpfungsgedanken unseren alltäglichen Gebundenheiten unterschiedlichster Art. 

 

Im Erinnern liegt auch die Wiederentdeckung unserer eigentlichen Bestimmung – Gotteskindschaft; in Freiheit und Würde für alle Menschen".

 


Das Abendmahl


Lukas 22, 7+14 -16


"Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote (Pessachfest),
an dem man das Passalamm opfern musste.

Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel
mit ihm. Und er sprach zu ihnen:

Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen,
ehe ich leide.

Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es
erfüllt wird im Reich Gottes".


Aus der Pessach Haggadah

Die Pessach Haggadah (siehe unten) ist fester Bestandteil des Pessachfestes und wird vollständig in jedem Jahr gelesen und gesungen. So wird erinnert an die Knechtschaft in Ägypten und die Befreiung, die Gott durch Mose geschenkt hat.

Erinnert wird im Hören, Schmecken, Riechen...

Mazzen (Plural auf hebr. Mazzoth)—das ungesäuerte Brot; gebacken aus Mehl und Wasser, in Eile, kurz vor dem Aufbruch.

Roter Wein—die Farbe des Blutes, des Lebens; das Blut des Lammes, mit dem die Türpfosten eingestrichen wurden.

Salzwasser—für die Tränen

Bittere Kräuter—für die schwere Arbeit und bittere Zeit der Entbehrung.

………..

Man hebt die Schüssel mit den Mazzoth auf und sagt:
 

"Dieses ist das armselige Brot, das unsere Vorfahren im Lande Mizrajim (Ägypten) gegessen haben. Wer hungrig ist, komme und esse mit uns; wer bedürftig ist, komme und feiere das Pessachfest mit uns. Dieses Jahr hier, künftiges Jahr im Lande Israel; dieses Jahr Knechte, künftiges Jahr freie Leute".

Man bedeckt die Mazzoth, und erhebt den Becher:
 

"Daher ist es auch unsere Pflicht, ihm zu danken, ihn zu loben, zu preisen, zu verherrlichen, zu erheben, zu rühmen, zu segnen, zu huldigen und zu lobsingen ihm, der für unsere Vorfahren und uns alle diese Wunder getan, der uns aus der Knechtschaft zur Freiheit, aus der Kümmernis zur Freude, aus der Trauer zum Festtag, aus der Finsternis zum hellen Lichte, aus der Sklaverei zur Erlösung geführt hat; deshalb wollen wir vor ihm anstimmen: Hallelujah!"

 


"In jedem Zeitalter ist der Mensch verpflichtet, sich vorzustellen, er sei selbst mit aus Mizrajim (Ägypten) gezogen; denn es heißt: Du sollst deinem Sohne an diesem Tage sagen:
Darum geschieht dieses, weil Gott mir wohlgetan, als er mich aus Mizrajim führte. Nicht unsere Vorfahren allein hat der hoch gelobte Heilige erlöst, sondern er hat auch uns mit ihnen erlöst; daher heißt es: Auch uns hat er von dort hinweggeführt, um uns in das Land zu bringen, welches er unseren Urvätern zugeschworen hat".

 

Zu den 5 Weingläsern auf dem Foto der Erzählfiguren-Szene:

Zur Pessachfeier stehen 4 Weingläser auf dem Tisch. Diese 4 Weingläser sind verbunden mit den Begriffen:  

WEGFÜHREN – ERRETTEN – ERLÖSEN – ANNEHMEN   (siehe Exodus 6, 6+7)

Das fünfte Glas in der Erzählfiguren-Szene steht dafür, dass Jesus diese vier Begriffe ergänzt. 

 

Er ergänzt sie durch die Hingabe seines Lebens und die dadurch für uns erwirkte SCHULDVERGEBUNG

Bei Lukas beginnt das Abendmahl, in dem Jesus den Kelch nimmt…

 

Fortsetzung Lukas 22, 17 -23


"Und er nahm den Kelch, dankte und sprach:
Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch:
Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des
Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.

Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen
und sprach:
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird;
das tut zu meinem Gedächtnis.

Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach:
Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
das für euch vergossen wird!

Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch.

Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird!

Und sie fingen an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde".

 

ZUM TIEFERGRABEN:

Pesach heute: 

Hier könnt Ihr Euch darüber informieren, wie Jüdinnen und Juden heute Pesach feiern: www.hagalil.com.

 

Was ist eine Kippa?

Die Kippa ist die kleine kreisförmige Kopfbedeckung der Juden.

Die Kippa, auch Käppchen genannt, drückt Ehrfurcht vor Gott aus. Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott über dem Menschen steht. Traditionell wird die Kippa von Männern den ganzen Tag lang getragen. Beim Gebet, dem Studium religiöser Texte und während eines Synagogen- oder Friedhofsbesuchs muss die Kopfbedeckung getragen werden.

In nicht-orthodoxen jüdischen Strömungen tragen auch Frauen Kippot (Plural von Kippa). Das Tragen einer Kopfbedeckung ist verpflichtender religiöser Brauch, wenn auch keine religionsgesetzliche Vorschrift. Es muss jedoch nicht unbedingt eine Kippa sein – Basecap oder Hut gehen auch. (Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland, www.zentralratderjuden.de/judentum/symbole )

Erschreckend: Google den Begriff "Kippa" - Du wirst auf viele Berichte über antisemitische Straftaten stoßen, bei denen das öffentliche Tragen einer Kippa gewaltsame Übergriffe, zum großen Teil auf offener Straße zur Folge hatte. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Antisemitismus entschlossen und informiert entgegenzutreten, wo und wie auch immer er sich zeigt. 


Was bedeutet "Haggda"?

Eine Haggada ist ein reich bebildertes Buch, das eine genaue Erzähl- und Handlungsanweisung für den Sederabend, den Beginn des Pessachfestes enthält. Jüdische Familien begehen den Sederabend traditionell miteinander am festlich gedeckten Tisch. Nach dem in der Haggada vorgesehenen Ablauf werden nach und nach bestimmte symbolische Speisen verzehrt. Die Pessach-Haggada ist im Original in hebräischer und aramäischer Sprache verfasst und wurde in viele Sprachen übersetzt. 

In der Haggda wird die Geschichte vom Auszug aus Ägypten aus dem Exodusbuch nacherzählt und durch verschiedene rabbinische Auslegungen ausgeschmückt und erschlossen. (Quelle: Jüdische Allgemeine

 

Du möchtest mehr lernen über das Judentum und über die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens? 

Du möchtest in der Lage sein, antisemitischen Tendenzen zielgerichteter und kompetenter entgegen zu treten?

Die Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen ist immer wieder Kooperationspartnerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V.  Gemeinsam bieten wir regelmäßig Vorträge, Seminare und Studienfahrten zu den entsprechenden Themen an.

Hier findest Du mehr Informationen:  www.cjz-siegen.de


ZUM MEDITIEREN:

Befreiung aus Enge und Bedrängung - wo habe ich diese Erfahrung in meinem Leben bereits machen dürfen?
 
Für welche Bereiche meines Lebens erhoffe ich mir Befreiung?
 

Schreibt Eure Gedanken gern in die Kommentare!

Am Abend von Pessach wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam daraus gelesen und gesungen. Das Buch, das teilweise auf Aramäisch und Hebräisch geschrieben ist (heute meist mit Übersetzung und einigen Erklärungen in der Landessprache), beschreibt die Vorgänge, die im zweiten Buch Mose nachzulesen sind: das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit; dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte
Haggada ist ein meist reich bebildertes Buch, das im Rahmen des religiösen jüdischen Lebens Erzählungen und Handlungsanweisungen für den Sederabend beinhaltet. Am Abend von Pessach wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam daraus gelesen und gesungen. Das Buch, das teilweise auf Aramäisch und Hebräisch geschrieben ist (heute meist mit Übersetzung und einigen Erklärungen in der Landessprache), beschreibt die Vorgänge, die im zweiten Buch Mose nachzulesen sind: das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit; dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte.
Haggada ist ein meist reich bebildertes Buch, das im Rahmen des religiösen jüdischen Lebens Erzählungen und Handlungsanweisungen für den Sederabend beinhaltet. Am Abend von Pessach wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam daraus gelesen und gesungen. Das Buch, das teilweise auf Aramäisch und Hebräisch geschrieben ist (heute meist mit Übersetzung und einigen Erklärungen in der Landessprache), beschreibt die Vorgänge, die im zweiten Buch Mose nachzulesen sind: das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit; dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte.
Haggada ist ein meist reich bebildertes Buch, das im Rahmen des religiösen jüdischen Lebens Erzählungen und Handlungsanweisungen für den Sederabend beinhaltet. Am Abend von Pessach wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam daraus gelesen und gesungen. Das Buch, das teilweise auf Aramäisch und Hebräisch geschrieben ist (heute meist mit Übersetzung und einigen Erklärungen in der Landessprache), beschreibt die Vorgänge, die im zweiten Buch Mose nachzulesen sind: das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit; dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte.

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